Milde Strafe für Schockanruf-Betrüger
In einem aktuellen Fall unserer Kanzlei, der vor dem Amtsgerichts Regensburg verhandelt wurde, wurde heute ein Schockanruf-Betrüger zu einer Bewährungsstrafe von 1 Jahr und 8 Monaten wegen gewerbsmäßigen Betrugs und versuchtem gewerbsmäßigen Betrugs verurteilt. Der Fall zeigt die Herausforderungen und im Strafrecht sowie die Bedeutung einer effektiven Verteidigungsstrategie.
Im ersten Fall wurde einem 82-jährigen Mann vorgegaukelt, sein Sohn habe einen Unfall verursacht und benötige dringend eine Kaution von 5.000 €, um der Untersuchungshaft zu entgehen. Der Mann, der unter Demenz litt, fiel auf den Trick herein und übergab dem Täter Wertgegenstände im Wert von 5.000 €, darunter auch ein Goldbarren. Im zweiten Fall wurde dieselbe Betrugmasche (Trickbetrug durch Schockanruf - eine "Weiterentwicklung" des Enkeltricks) wiederholt, jedoch mit einer höheren geforderten Summe von 82.000 €. Dieses Mal wurde der Täter jedoch von der Polizei verhaftet, als er das vermeintliche Betrugsgut abholen wollte. Rechtsanwalt Mathias Klose verteidigte den "Abholer", also den Beteiligten, der das Geld bzw. die Wertgegenstände abholen und zu den Hintermännern bringen sollte.
Ein geständiger Täter, ein überschießendes Geständnis und die Bereitschaft zur Aufklärung trugen zu einer relativ schnellen Abwicklung des Falls mit einer milden Strafe bei. Der entscheidende Faktor hierbei war die Verteidigungsstrategie, die der Verteidiger des Verurteilten, Fachanwalt für Strafrecht Mathias Klose, von Anfang an verfolgte. Die Fokussierung auf Strafmilderung und die Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden spielten eine entscheidende Rolle.
Für den juristischen Laien ist bedeutsam: Es ist wichtig zu beachten, dass eine verhängte Strafe nicht notwendigerweise den empfundenen Schaden der Opfer widerspiegelt. Strafrechtliche Urteile berücksichtigen eine Vielzahl von Faktoren, darunter Geständnisse, Kooperation, Vorstrafen und die individuelle Situation des Täters.
Der aktuelle Fall des Schockanruf-Betrügers vor dem Amtsgericht Regensburg wirft ein Schlaglicht auf die Komplexität und Nuancen des Strafrechtssystems. Die verhängte milde Strafe verdeutlicht die Bedeutung einer gut durchdachten Verteidigungsstrategie und die Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden, um eine angemessene und gerechte Strafe zu erreichen.
(Amtsgericht Regensburg, Urteil vom 10.08.2023 - Az. 20 Ls 504 Js 1107/23)
Hintergrund - Was ist "Schockanruf"-Betrug?
Ein Anrufer oder eine Anruferin der Gruppjerung kontaktiert die ausgewahlten Geschadigten, die zumeist höheren Lebensalters sind, zunachst telefonisch und behauptet, Polizeibeamter, Staatsanwalt oder Richter zu sein. Den Geschädigten wird vorgespiegelt, dass ein naher Angehöriger einen Verkehrsunfall mit Verletzungs- oder Todesfolge verursacht habe. Eine ihm deshalb drohende Untersuchungshaft könne dadurch abgewendet werden, dass die Angerufenen eine hone Kaution hinterlegen. Die Geschadigten bringen in der Folge regelmäßig, meist durch Kontoabhebungen, hohe Geldbetrage in bar auf. Während der Anrufer, der sog. Keiler, die Geschädigten dann am Telefon bindet, wird das Bargeld von einem weiteren Bandenmitglied, dem sog. Abholer, bei den Geschädigten zu Hause in Empfang genommen. Die Tatbeute wird sodann direkt oder über weitere Mittelsmänner an die meist im außereuropäischen Ausland aufhältigen Hintermänner der Gruppierung transferiert.